Marheineke, Philip BREV TIL: Mynster, Jakob Peter FRA: Marheineke, Philip (1840-08-26)

Fra Marhcineke.
Berlin 26de Aug. 1840.

Nachdem ich nun so lange nichts mehr von Ihnen, verehrtester Herr Bischoff, vernommen, ist es wohl endlich Zeit, das Stillschweigen zu unterbrechen, und die beiliegende Rede giebt mir dazu die ungesuchte Beranlatung. Ew. Hochw. haben, wie ich weit, mit liturgischen Angelegenheiten vollauf zu thun, auch deshalb, wie sich für einen rechtschaffenen Christen geziemt, zu leiden; ich hoffe aber, Sie werden sich dadurch nicht irre machen laten in den zeitgemäten Fortschritten. Der gröteste Dienst, den wir veralteten Formen erzeigen, ist, dat wir sie mit der Bildung und dem Geschmack der Zeit in Uebereinstimmung se$$*en und sie dadurch am Leben erhalten; da hingegen das Stabilitätsprincip ihnen den schlechtesten Dienst erweiset, und sie allmählig ganz ums Leben bringt. Diet mut man durchaus nicht gelten laten, und ich hoffe auch, Sie werden Stand halten gegen Grundtvig, Lindberg u. A. — Sie haben sich, wie ich höre, mit Wahrheit und Würde vertheidigt, und ich habe mich deten wahrhaft gefreut. Wir haben hier einen ähnlichen Stand gegen die „evangel. Kirchenzeitung", und Rudelbach ist auch noch unermüdet thätig gegen die Union. Der einzig gerechte Borwurf gegen diese ist, dat sie noch nicht fertig, noch nicht vollendet und durchgeführt ist; denn man hat die Disunion in den Glaubensbekenntnissen stehen gelassen.

s. 222Vor einigen Tagen haben wir die Freude gehabt, den Etatsrath Rosenvinge hier zu sehen; er blieb aber nur kurze Zeit. Ich freue mich herzlich, dat Martensen so gute Geschäfte macht an der Universität; er ist ein edles Gemüth und ein feiner Kopf.

Beiliegende Rede empfehle ich Ihrer Nachsicht, und wenn Sie denn einmal mehr Zeit haben, so erfreuen Sie durch einen Brief bei Gelegenheit auch

Ihren
Sie verehrenden
Marheineke.