Forsskål, Peter BREV TIL: Bernstorff, Johan Hartvig Ernst FRA: Forsskål, Peter (1761-05-28)

14. Forsskål til Bernstorff fra Marseille 28. Maj 1761.

Die Gelegenheit Ew. Excellence aufwarten zu können, und mich noch ferner Dero Gnade unterthänigst zu empfehlen, hat mir den Ankunft zu dem ersten Haven auf unserer Reise, da wir d. 13. letzgewichenen angelanget, noch erfreulicher gemacht.

Auf der Mittelländischen See habe ich so viele neue Arten Seethiere gesehen und bekommen, dass ich Hoffnung habe in diesem noch am meisten versäumten Theile der Naturhistorie den Nutzen schaffen zu können, der des Königes Absicht mit unserer Reise ist, ziemlich viele Entdeckungen in der Wissenschaft zu machen. Und eben deswegen bitte ich Ew. Excellence unterthänigst, wofern es möglich ist, mir des Königes hohe Erlaubniss zu erbitten, nach vollendeter Verrichtung in Arabien, den Rückzug über die indischen Meere um Africa und Cap de bonne esperance herum, falls ich glauben kan es in Ansehung der Gesundheit und Sicherheit alsdann wagen zu können, auch nehmen zu dürfen. An des Herrn Grafens und Ober-Hofmarschalles von Moltkes Excellence haben auch Herr Lieutenant Niebuhr und ich davon in Unterthänigkeit gemeldet. Wir wollen dadurch nicht im geringsten neue Kosten verursachen, sondern nur suchen, die uns auch sonst bestimten Gelder zum Salario und freyer Reise durch diesen Weg den Wissenschaften mit nutzlicher zu machen. Wir wollen uns auch von neuen unterwegens nicht aufhalten sondern wo möglich ist, mit demselben Schiffe die Reise fortsetzen, an dem wir in s. 115Arabien am Bord gehen, und können denn hoffen zu derselben Zeit, dass die übrigen von der Gesellschaft den Landweg über Bassora und Aleppo und nachgehends das Mittelländische See gereiset, auch nicht mehr weit von Dänemark zu sein. Würde es ebenfalls dem Mahler erlaubt, nur falls er es selber wollte mit uns den Rückweg über das indische Meer zu nehmen, wolte ich mich bemühen seine geschickte Hülfe bey den Seethieren, die ihre Gestalt mit dem Leben öfters verlieren, auch alsdenn haben zu können.

In der Zeit, dass das Schiff hier gelegen, habe ich eine kleine Reise zu dem botanischen Garten und dem an Kräutern reichen Gegend bey Montpeiller gemacht. Der Gärtner daselbst, Msr. Banal, der sehr geschickt, und sehr begierig noch mehrere Gewächse zum Garten zu bekommen ist, hat mir versprochen Saamen von allen den raren Kräutern der Gegend herum zu sammeln, und zum Dienste des Botanisches Gartens in Koppenhagen, unter der addresse zum Herrn Professor Oeder, die ich ihm gegeben habe, überzusenden. Dagegen bittet er sich aus im Tausch was von den Sämereyen zu bekommen, die ich nach und nach auf der Reise sammeln werde. Ich habe in Ansehung der instruction nichts anders versprechen können, als dass ich darum ersuchen wolte-Ich hörte zwar in Coppenhagen fast durchgängig die Meinung, dass die grösste Ehre und Nutzen für den König aus der Reise zu erwarten wäre, wenn die Entdeckungen und Naturalien für Dänemarck und des Königs Cabinett alleine rariteten würden. Allein ich unterwerfe es unterthänigst dem Urtheile Ew. Excellences, ob dieses nicht eben der Weg wäre, dem König die Ehre, die Wissenschaften hierdurch erweitert zu haben, die die gelehrte Welt Höchstdemselben, seitdem hiervon in den Zeitungen gemeldet worden, in der Hoffnung schon zuerkant, sehr zubenehmen. In den Cabinetten der Personen, die wegen anderer wichtigerer Geschäfte sich selber nicht viel damit abgeben können, werden solche Samlungen gerne verborgene Schätze, die nur zuweilen an einigen Luschauern wenige Augenblicke gezeiget werden. Aber in den Händen deren Gelehrten die mehrere Zeit auf ihre Betrachtung wenden können, werden sie mit ihren Merkwürdigkeiten beschrieben, sie werden der Wissenschaft, der Welt und der Ehre des Schöpfers nutzbar. Ich weiss nicht anders, als dass die Beförderung der Sciencen eben darinn bestehe, das sonst unbekante, das sonst rare allgemein und bekant zu machen. Ist es dem Salomon zu weniger Ehre aufgezeichnet, das Gold und Silber unter seine Unter-s. 116thanen gemein gemacht zu haben, so müssen auch die Kenner der Naturhistorie aller Länder unserm Könige unvergängliche Denkmähler in ihren Büchern für die Nachwelt errichten, falls die gnädige Vorsorge dieses Monarchens die indischen Kräuter so allgemein wie die Nesseln und die raresten Conchylien so häufig noch als Austern machen könte und wolte. Ohne es zu suchen, werden doch allezeit wieder welche andere neue Dinge von Selbsten rariteten werden, ob man auch die Sachen, die die vorige Zeit für Seltenheiten angesehen hat, näher an das Licht zöge.

Besonders aber wäre es mit Sämereyen ein beträchtlicher Schade, wenn die nur in einem Garten gesäet wurden. Denn gehen sie daselbst durch einen Zufall aus, so sind sie überall verloren. Sind sie aber zu mehrern Örtern ausgetheilt, kann man sie doch einerwärts wieder finden, und diese Austheilung würde wohl das beste Mittel sein, durch Tausch von andern Saamen den Botanischen Garten in Coppenhagen in baldige Aufnahme zu bringen.

Sollen aber erstlich alle Saamen nach Coppenhagen geschickt und von da aus erst ausgetheilt werden, so muss ein grosser Theil davon verderben, ehe sie an ihren Ort kommen. Möchte ich doch deswegen in diesem eintzigen Falle eine Ausnahme von der instruction erlangen, und Erlaubniss bekommen Saamen auch immediate zu den botanischen Gärten in Montpeiller, Paris, Upsala, Chelsey und Amsterdam zu senden ! Wolten doch Ew. Excellenee mir auf dem Eid der Treue, den ich dem Könige geschworen, und auf das heilige Versprechen, das ich hiemit erneuere, gnädigst glauben, dass ich niemahls doch einige Saamen woranders schicken will, ehe ich die besten von allen für den Garten in Copenhagen abgelegt, dass ich jederzeit ausdrücklich dabey melden will, es geschehe auf Befehl des Königes und dass der König so gnädig ansehen würden, wenn aus diesen Botanischen Gärten auch rare Kräutersaamen nach Coppenhagen geschickt würden, dass ich endlich von allen auswärtig geschickten Saamen sogleich ein Catalogue nach Coppenhagen absenden will, der allenfalls in den Zeitungen eingesetzt werden konnte, damit die Vorsorge des Königes für diese Wissenschaft gehörig bekant wurde.

Von diesen zweyen Dingen, dem Rückweg über das indische Meer, und der Absendung der Saamen an botanischen Gärten will ich die Befehle Ew. Excellences in Constantinople abwarten und in Erfüllung derselben die tiefste Ehrerbietung und Gehorsam zeigen, mit der ich zeitlebens verharre.