Forchhammer, Johan Georg BREV TIL: Ørsted, Hans Christian FRA: Forchhammer, Johan Georg (1821-07-31)

Til H. C. Ørsted.

Thorshafen. 31. Iulii 1821.

Lieber Herr Professor.

Vergebens hoffte ich auf einen Brief von Ihnen mit Kaptain Hinrichsen, der nach einer Reise von 10 Wochen hier angekommen ist, er brachte mir gar nichts. Da er in einigen Wochen wieder zurück gehen wird, will ich die Gelegenheit benutzen um Ihnen eine weitere Nachricht von meiner Reise zu geben. Die erste Tour die ich unternahm war nach Suderöe wo die Kohle vorkömt, und wo ich vom Wetter begünstigt glücklich genug war ihre geognostischen Verhältnisse mir klar zu machen. Diese ganze Formation von Trapp kömt meines Wissens nicht weiter südlich in Europa vor, sie ist bestirnt gänzlich verschieden von dem s. 136Trapp von England und dem östlichen Schottland, der theils ein Flötztrapp ist der der Übergangszeit sehr nahe steht, und zum Theil Übergangstrapp selbst ist. Vielleicht gehört ein Theil des Trapps der Westküste von Schottland u. der Nordküste von Irland in dieselbe Periode mit dem färoischen, allein es sind dennoch bedeutende Verschiedenheiten.

Die Färoische Formation besteht aus 2 bestimmten, und so viel ich jetzt sehen kann ganz verschiedenen Bildungen, die beide Trapp sind, und in einem merkwürdigen Verhältnisse zu einander stehen. Die Hauptformation oder die regelmäszige wie ich sie nennen möchte ist die Entwicklung einer Trappporphyrformation (Der Porphyr ist Grünsteinporphyr, aus einem innigen Gemenge von Augit und Feldspath, mit glasigem Feldspath in Krystallen) die durch Verschwinden des glasigen Feldspats Basalt, und durch Ausscheiden des Augits in sichtbaren Krystallen Grünstein wird. Alle drei sowohl Porphyr und Basalt als Grünstein kommen, theils compact, theils als Mandelstein vor. — Diese Formation ist nicht blosz geschichtet, sie erscheint häufig im Groszen schiefrig, und dann die schiefrige Textur conform der Schichtung. — Dies ist eine Thatsache die die Form der Faerøinseln erklärt, indem das so ausgezeichnet treppenförmige Ansehen gerade von der horizontalen Schichtung abhängt. — Die zweite Formation kömt in der ersten vor, unregelmäszig, die Schichten des Trapps die sonst so regelmäszig sind als der Sandstein, unterbrechend, bald als grosze wellenförmige Massen, bald als Gänge, allein sie hat keinen weitern Einflusz auf dieselbe, sie verrückt die Schichten nicht, sie schneidet sie ab ohne den Rest aus seiner natürlichen Lage zu bringen. Das merkwürdige dabei ist, dasz sie ein ganz anders Niveau hat wenn ich mich so ausdrücken darf. Die regelmäszige Trappformation fällt unter einem Vinkel von 50 auf Suderøe gegen NO, auf den Nordinseln gegen SO.

s. 137Allein die unregelmäszige scheint sich im Ganzen an die Horizontallinie zu halten.

[Tegning].

Man könnte annehmen die unregelmäszige Formation verhielte sich zur regelmäszigen wie Granit zum Thonschiefer, allein einmal findet hier keine Auflagerung statt, und dann sind die Gänge und Massen die die regelmäszige Formation durchschneiden nicht erklärt. Die unregelmäszige Formation besteht aus 2 Gebilden, nehmlich Basalt, gänzlich verschieden von dem der regelmäszigen Formationen, aller säuliger Basalt gehört dieser Formation an. Dieser Basalt ist immer Mandelsteinartig, compact klingend und hart und hat immer glaszigen Feldspath, das 2te ist ein Gestein das aus eckigen Stücken von Trapp verschiedener Art besteht, verbunden durch eine rothe Mandelsteinartige Masse. Ich weisz es nur einem Gestein zu vergleichen, das sich bilden könnte, indem die Auswürflinge eines Vulcans durch eine nachherige Masse (Asche oder Schlam) verbunden wurden. Die äuszre Seite der eckigen Stücke ist häufig roth, als ob gebrannt, und der Schabasie in denselben erscheint als ob geschmolzen.

Die Kohle zu Suderøe kömt als ein conformes Lager in der regelmäszigen Formation vor zuweilen von der unregelmäszigen durchschnitten; sie erstreckt sich in einer regelmäszigen Lagerung über 11/2 deutsche □ Meile und die gröszte Höhe zu welcher sie sich findet ist Quannafiall 1712 Fusz — an vielen Orten liegt die Kohle am Seeufer. Hier wie überall ist die Kohle von Kohleneisenstein begleitet und von grauem feuerfesten Thon.

Der Kohleneisenstein ist in Quannabotnir so mächtig und so rein, dasz es sich wohl lohnen würde ihn zu bearbeiten, allein so wie jetzt die Inseln bebauet und bevölkert sind, musz man daran nicht denken, und wenn die Bornholmer Werke erst recht in Gang sind, werden sie Dännemark hinreichend mit Eisen zu versorgen im Stande sein. Die Kohle von Suderøe ist trefflich, sie nähert sich s. 138der Kennelkohle, ist fast ganz frei von Schwefel, und dient sehr gut zum Schmieden, sie ist Werners Braunkohle die in Pechkohle übergeht. Das Lager ist 28 Zoll mächtig allein durch ein 4—6 Zoll mächtiges Lager von Thon in der Mitte getrennt, so dasz es 2 Lager sind. Die tiefen Thäler und der geringe Fall des Lagers würden den Bau auf Kohlen sehr erleichtern. Ich glaube nicht, dasz die Ausfuhr der Kohlen sich bezahlen würde, allein es wäre recht leicht, eine Art auszufinden sie hier im Lande sehr nützlich zu machen, davon ein andermal mehr. Meine Quellen-Untersuchnungen habe ich auf der ganzen Reise fortgesetzt, ich habe jetzt Quellen bis zu 2400 Fusz Höhe und nur 2 1/20 F. überm Frostpunkt. Gewisz ist es, es giebt eine doppelte vielleicht eine dreifache Reihe von Quellen, nehmlich solche die die Mitteltemperatur anzeigen, solche die höher sind, und vielleicht solche die niedriger als die Mitteltemperatur sind. Zuweilen erscheint es als ob es kalte und warme Zonen an einem und demselben Hügel gäbe, allein ich kann durch die grosze Masse von Beobachtungen noch nicht durchfinden. Merkwürdig sind die Quellen des Kohlenlagers durch ihre Regelmäszigkeit, die sich wahrscheinlich in allen übrigen gleichfals finden würde wenn es möglich wäre ein und dasselbe Lager in einer Ausdehnung von 1 1/2 Meile von Seeufer bis zu 1000 Fusz zu verfolgen, allein es sind gerade diese Quellen die kälter zu sein scheinen als die Mitteltemperatur ist. Von Mineralien ist die faszrige Grünerde neu, die ein sehr hübsches Fossil ist, nnd den Übergang von Chlorit zur Grünerde bildet.

Die Kupferbildung ist im Trapp (im regelmäszigen) fast überall ausgebreitet, sie ist indessen nirgends so häufig um bauwürdig zu sein. Ich glaube die Trappformation fällt hier in die Zeit der Kreidebildung, der Schieferthon der Kohle ist ohne die mindesten Farrenkräuter, nur einige wenige Schilfblättchen fand ich, was von Zweigen sich findet scheint eigentlichen Laubhölzen anzugehören (nicht s. 139den Palmen und baumartigen Euphorbien wie die mehrsten der eigentlichen (Wernerschen) Steinkohlenformation).

Ich darf mir wohl keine Hoffnung zu ferneren Stipendien machen; ich habe sonst noch grosze Reise- und Studienlust; wenn ihr Brief mir nichts weiter darüber sagt, so werde ich wohl im Spätherbst nach Copenhagen zurückkommen, es sei denn, dasz sich mir eine gute Gelegenheit darböte nach England zurückzugehen, und meine sehr schwache Kasse es mir erlaubt.

Herzliche Grüsze an Ihre Frau und Kinder

Ihr G. FORCHHAMMER.