Forsskål, Peter BREV TIL: Frederik 5. FRA: Forsskål, Peter (1760-10-01)

6. Forsskåls Ansøgning 1. Okt. 1760.

Nachdem es Seiner Königl. Majestät in Gnaden gefallen mich der Naturalhistorie wegen nach Tranquebar und Arabien zu senden, so erfordert meine Pflicht folgendes, das ich vermeine zu dem s. 99Endzwecke Seiner Königl. Majst. beförderlich zu sein, Höchstderselben Urtheil in Unterthänigkeit zu unterwerfen.

10 Ob nicht von Nützen wäre mir einen, in der Naturhistorie geübten studirenden, zu Hülfe zu verordnen; weil ich doch alleine das alles schwerlich werde besorgen können, das auf einer solchen Reise in der Naturgeschichte zu beobachten ist. Die grosse Menge von Kräutern, Insecten, Schnecken, Vögeln und übrigen Thieren, die alle zur Aufhebung müssen gedörret oder anders preparirt werden, und zum Theil noch genau beschrieben werden müssen, erfordert sehr viele Zeit und Arbeit. Insonderheit aber, da die Schiffsleute nur wenige Stunden am Land bleiben, wird man mit naturalien so überhäuft werden müssen, dass, weil sie frisch und lebendig müssen beschrieben werden, viele unter den Händen verderben würden, eher als einer alleine damit fertig werden kann. Da auch bey so vielen Sachen vieles nur in dem Gedächtnisse des Reisenden aufbehalten werden muss, würde die Wissenschaft etwa bey Absterben des einen nicht so viel verlieren, als man bey Hasselquists Tode hat beklagen müssen. Wenn es Seiner Königl. Majestät in Gnaden gefiele mir jemanden zu adjungiren, würde ich einen Schwedischen Studirenden, nahmens Falck, in Unterthänigkeit vorschlagen können, der mit mir nach Copenhagen gereiset, in der Naturalhistorie wohl erfahren ist, und auf dessen redlichen Gemüthe ich übrigens alles Vertrauen setzen kann.

20 Ob nicht die vornehmsten Bücher, die die indischen Kräuter und andere naturalien schon abgezeichnet, beschrieben, und den Gebrauch davon angemerkt, haben, müssen mit auf der Reise genommen werden. Sonst würde man ohne nützigen Vortheil der Wissenschaften viele Zeit damit zubringen, das jenige das schon angemerkt ist, von neuen anzumerken, weil man das schon bekante von dem noch unbekanten doch nicht bloss aus dem Gedächtniss würde unterscheiden können, falls man die Bücher nicht bey der Hand hat. Die vorhergemachten Anmerkungen können dazu vielen Anlass zu neuen Beobachtungen geben. Die Bücher, die ich wünschte auf der Reise mitnehmen zu können, würden folgende sein :

Plumierii Icones plantarum
Rumphii Herbarium amboinense cum auctuario
Rumphii Museum amboinense
Van Rheedei Hortus malabaricus
Burmanni Thesaurus Ceilanicus
Burmanni Decades plantarum

s. 100Ellis Corallia. gallice
Dillenii Historia muscorum

Linnæi Schriften habe ich mir schon selber angeschafft.

3) Ob mir nicht nothwendig wäre Königlich1. ordres an die Dänischen Schiffs-Capitainen mitzubringen, dass sie Naturalie-Kasten von mir annehmen und nach Dänemarck überbringen möchten; auch wo ich am Bord gesetzet werde, dass ich allezeit mitgenommen werden möge, wenn welche Schiffsleute mit dem Bothe aus Land gehen, damit ich da naturalien möge sammeln können.

4) Ob mir nicht erlaubt werden möchte, auch paquete mit einigen naturalien zu dem Herrn Linnæus zugleich überzuschicken, weil ich denn seine Anmerkungen darüber erlangen könte, bey schweren Sachen von ihm geholfen werden, und von ihm, als dem erfarensten Naturkenner Anlass zu mehrern observationen bekommen.

5) Schachteln von Eisenplatten für insecten und Kräutersaamen, Papier zur Einlegung der Kräuter, Gläser mit Spiritus v i n i und einige Schräncke werden zu der Reise unentbehrlich sein. Auch möchte es wohl zu versuchen verdienen, ob man nicht bey stillem Meere die Korallen, Conchilien und andere Thiere, die auf der Tiefe der See liegen, und noch von keinem gesehen sind, so auffischen könte, wie die Austern. Zu dem Ende würden einige solche Austern-Netze, die aus einer an langen Seilen gebundenen Eisen-Harke mit einem Haamen hinterher bestehen sollen, von nöthen sein, und den Schiffs-Leuten würde durch ordres von die Capitainen angedeutet werden können, sich mit dem Auffischen abzugeben (da sie doch bey stillem Wetter müssig sein werden), und übrigens Fische und Seethiere zu fangen, Bäume umzuhauen, und naturalien zu tragen behülflich sein.

6) Weil die Reise-Bedürfnisse weder an allen Orten und Zeiten gleich sein, noch vorhin genau vorausgesehen werden können, ob nicht am sichersten wäre, dass ich ordres an die Dänischen Consulen und Agenten bekäme, nur so viel Geld, als ich nach Rechnung zum Aufenthalt, Kleidung, Convoye, und Conservirung der Naturalien nöthig habe, zu verstrecken. Ich will mir zwar allezeit die Pflicht und die Ehre angelegen sein lassen, in den Bechnungen niemahls den Verdacht einiges unnöthigen Überflüsses, noch weniger einiges Eigennutzes zu verdienen. Indessen wäre es mich zu meiner Reehtfertigung sicherer, wenn zugleich in den Ordres eingerücket werde, dass die Consulen die Rechnungen gleich übersehen s. 101und unterschreiben müsten, weil sie doch am besten die Umstände der Orten und Zeiten kennen werden.

7) Ob mir ausser der Rechnung nicht ein gewisses zum Handgelde erläubt werden möchte, etwa die mir in Gnaden versprochene Lebenzeits-pension, da doch viele kleine Ausgaben vorfallen werden, die theils ohne lange Beschreibung nicht würden in den Rechnungen verständlich werden, theils allda nicht pflegen aufgenommen zu werden, als einige Höflichkeiten gegen Freunde, Trinkgelder und dergleichen.

8) Ob nicht entweder ein Zeichner für die sonderbarsten Naturalien dürfte mitgenommen werden, oder dieses dem Mathematico, der doch wird zeichnen können, möchte gegen gewisse Bezahlung überlassen werden.

Copenhagen d. 1. Octobr. 1760.

Petrus Forsskaal.