Forchhammer, Johan Georg BREV TIL: Forchhammer, Margretha Elisabeth FRA: Forchhammer, Johan Georg (1821-11-13)

Der Frau Rektorin Forchhammer.

Tondern.

Fladstrand in Nord Jutland, den 13te November 1821.

Endlich meine theure Mutter habe ich meinen Fusz wieder auf der festen Erde, und freue mich herzlich, dasz ich eine Gelegenheit finde dir zu schreiben und dein mütterliches Herz zu beruhigen, da ich fürchte, dasz mein langes Schweigen dich beängstigt hat.

Am 16te October verlieszen wir Faeroe, mit auszerordentlich günstigem Winde, so dasz wir hofften in 5 Tagen in Copenhagen zu sein. Nach 24 Stunden, wir hatten kaum Schetland passiert, drehte der Wind sich, wir bekamen Sturm aus Süden und nach 2 Tagen waren wir an der Norwegischen Küste, allein etwas auszen vor Drontheim, und, wenn der Wind fortfuhr so stark zu wehen so trieben wir nach dem Nord Cap. Glücklicher Weise war die erste Wuth des Wetters vorüber, allein der Wind dennoch ungünstig und stark. So haben wir denn nun beinahe 4 Wochen in der aller ungünstigsten Jahreszeit unter beständigem Sturm herum getrieben. Zuletzt fingen unsre Prowisionen an aufzugehen. Wir hatten nur eine halbe Tonne Wasser mehr, unser Kaffe, Rhum, Zucker, Bier, Brandwein alles war zu Ende. Der gütige Gott hat uns durch eine Menge Gefahren glücklich hindurch geführt, und das zuweilen nahe am Untergang. Eine Nacht werde ich nimmer vergessen. Die Schiffer und Matrosen erinnerten kein solches Wetter, die Nacht war stockfinster ausgenommen wenn die Blitze sie erleuchteten, deren einer dicht beim s. 143Schiffe niederschlug-, es ging indessen gut das Schiff hielt dicht und unsere Segel wurden geborgen. Es war in der Nacht von 4.—5. November.

Mein Reisegefährter auf Faerøe geht mit mir nach Copenhagen, wohin ich zuerst musz. Ach! wie gerne käme ich nun gleich zu Dir, allein das wäre nicht richtig, ich musz meinen Wunsch fürs erste aufgeben, und sehen wie die Sachen in Copenhagen stehen.

Von euch habe ich nun seit so langer Zeit nichts gehört, dein letzter Brief war vom 30. Mai und Thomas’s vom 14. Juni, das ist mehr als 5 Monaten her. Bitte schreibe mir daher gleich nach Copenhagen damit ich weisz ob ihr alle wohl seid, und lasz Thomas mir auch schreiben, und lasz mich ja von allem hören.

Ich bin Gottlob ganz frisch und gesund, obgleich ich diese Nacht das erstemal seit 4 Wochen ohne Kleider geschlafen habe, und nach solchen Strapazen schrnecht alles ja viel besser; man weisz wenn man in Ruhe lebt nicht die kleinen Bequemlichkeiten des Leben zu schätzen, deren Entbehrung man doch sehr fühlt.

Den 14te November.

Wir haben nun beschlossen über Land nach Copenhagen zu reisen, so weit das nehmlich möglich ist, von hier nach Aarhus, dann zu Schiff nach Kallundborg und von da nach Copenhagen. Um etwa 14 Tagen sollst Du von dort aus von mir hören meine theure Mutter.

Dein Georg Forchhammer.